Motorisches Lernen im luziden Traum

Phänomenologische und experimentelle Betrachtungen

Universität Heidelberg

Daniel Erlacher

Daniel Erlacher ist assoziierter Professor für Sportwissenschaft an der Universität Bern. Er widmet sich der Anwendung der Schlaf- und Traumforschung im sportlichen Umfeld. Dazu zählen unter anderem das Schlafverhalten von Athletinnen und Athleten, wie sich Jetlag im Sport und Schlafdeprivation vor sportlichen Leistungen als auch vor Wettkämpfen bemerkbar machen kann. Ebenso werden dabei das Traumerleben von motorischen Handlungen sowie das Training im Klartraum behandelt.

Expertise

  • Trainingswissenschaft
  • Sportbiologie
  • Schlaf- und Traumforschung

Interessant für

  • Sportler*innen
  • Klartrauminteressierte
  • Forschende mit Interesse an Träumen und Bewusstsein
Ahmad Odeh/Unsplash
Daniel Erlacher

Daniel Erlacher ist assoziierter Professor für Sportwissenschaft an der Universität Bern. Er widmet sich der Anwendung der Schlaf- und Traumforschung im sportlichen Umfeld. Dazu zählen unter anderem das Schlafverhalten von Athletinnen und Athleten, wie sich Jetlag im Sport und Schlafdeprivation vor sportlichen Leistungen als auch vor Wettkämpfen bemerkbar machen kann. Ebenso werden dabei das Traumerleben von motorischen Handlungen sowie das Training im Klartraum behandelt.

Expertise

  • Trainingswissenschaft
  • Sportbiologie
  • Schlaf- und Traumforschung

Interessant für

  • Sportler*innen
  • Klartrauminteressierte
  • Forschende mit Interesse an Träumen und Bewusstsein

Interview

Arthur Höring
Redakteur

Wie erlangt man die Fähigkeit luzid zu träumen und wie konsistent kann man luzide Träume hervorrufen?

Daniel Erlacher
schreibt…
Arthur Höring
Redakteur

Wie erlangt man die Fähigkeit luzid zu träumen und wie konsistent kann man luzide Träume hervorrufen?

Daniel Erlacher
Doktorand

In der Literatur und im Internet findet man eine Unmenge von Anleitungen, um das luzide Träumen zu erlernen. In der Forschung wird von der Induktion von luziden Träumen oder auch Klartrauminduktion gesprochen. Dabei gibt es zum einen rein kognitive Techniken wie die Reflexionstechnik, bei der man sich mehrmals am Tag fragt, ob man träumt oder wacht, bis man sich auch im Traum diese Frage stellt und dadurch hoffentlich luzide wird. Zum anderen gibt es auch verschiedene Geräte, die einem beispielsweise durch Lichtblitze vor den schlafenden Augen im Traum zur Klarheit verhelfen sollen. Tatsächlich gibt es aber kaum experimentelle Studien, die die Effektivität der einzelnen Techniken untersucht. Die reliable, einfach und effektive Induktion ist in der Tat eine der größten Herausforderungen der Klartraumforschung.

Arthur Höring
Redakteur

In deiner Arbeit beziehst du dich auch auf Befunde aus dem mentalen Training. Welche Gewichtung gibst du diesen mentalen Aspekten im Verhältnis zum traditionellen, körperlichen Training?

Daniel Erlacher
Doktorand

Das mentale Training zählt zu den gut untersuchten Anwendungen sowohl im Leistungssport als auch in der Forschung. Es ist schon erstaunlich, dass sich sportliche Techniken wie der Basketballfreiwurf auch verbessern lassen, wenn man nur gedanklich die Bälle in den Korb wirft. Ein mentales Training funktioniert allerdings nur bei den Bewegungstechnik und nicht bei den motorischen Fähigkeiten. Will man sich also nur durch mentales Lauftraining auf einen Marathon vorbereiten, hat das wenig Aussicht auf Erfolg.

Arthur Höring
Redakteur

Hast du selbst schon einmal luzid geträumt und dabei vielleicht sogar in Betracht gezogen, ein Training zu starten?

Daniel Erlacher
Doktorand

Während meines Studiums verbrachte ich einige Monate bei Stephen LaBerge an der Stanford Universität. Dort haben wir über 60 Klarträume im Schlaflabor aufgezeichnet und ich selbst konnte zu dieser Zeit mehrmals die Woche einen luziden Traum erleben. Aber die Fähigkeit klar zu träumen verschwindet auch wieder, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt. Momentan habe ich nur noch selten Klarträume. Während meiner Promotion führte ich für mich eine kleine Einzelfallstudie durch, in der ich mir das Jonglieren im Traum beibringen wollte. Leider hat es dafür am Ende nicht genug Klartraumtrainings gegeben.

Schlagworte

REM-Schlaf, Schlaf, Traumbewusstsein, Motorisches Lernen, Bewegungsvorstellung

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern motorische Lernprozesse durch ein Training innerhalb luzider Träume angeregt werden können. Luzide Träume sind Träume, in denen sich der Träumende seines Zustands bewusst ist und damit Einfluss auf das Traumgeschehen nehmen kann. Das luzide Träumen ist grundsätzlich ein Phänomen des Schlafs, d. h., dass das Training im luziden Traum während des Schlafs stattfindet und somit den kognitiven Strategien im sportlichen Training zugewiesen werden kann. Innerhalb der Arbeit werden Parallelen zwischen dem Training im luziden Traum und dem mentalen Training bzw. der Bewegungsvorstellung herausgearbeitet. Die Theorie der neuronalen Simulation bietet aufgrund zahlreicher empirischer Befunde eine Grundlage, um die Äquivalenz zwischen tatsächlichen und vorgestellten Bewegungen zu beschreiben. Weiterhin werden die für das Verständnis notwendigen Grundlagen des luziden Träumens geliefert (Definition, Häufigkeit, Einflussfaktoren, physiologische Grundlagen, etc.) und Bezüge zwischen der Schlafforschung bzw. Traumforschung und der Sportwissenschaft dargestellt. In einer Reihe von Studien werden grundlagenbezogene, effektorientierte sowie anwendungsbezogene Implikationen des Trainings im luziden Traum untersucht. In den grundlagenbezogenen Studien wird gezeigt, dass Zusammenhänge zwischen zentralnervösen, peripher-physiologischen (z.B. Herzrate) sowie zeitlichen Parametern und Aktivitäten im luziden Traum bestehen. In den effektorientierten Studien wird nachgewiesen, dass das gezielte Üben einer motorischen Fertigkeit im luziden Traum möglich ist. Darüber hinaus bieten die Studien erste Hinweise dafür, dass das Training im luziden Traum zu motorischen Lerneffekten führt. In den anwendungsbezogenen Studien wird gezeigt, dass das luzide Träumen bereits von Sporttreibenden für die Leistungsverbesserung eingesetzt wird. Dies wird anhand von Einzelfällen und zwei Befragungen im Feld verdeutlicht. Zusammenfassend eröffnen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit verschiedene Möglichkeiten für die Sportpraxis als auch für die Sporttheorie und erweisen sich als ein fruchtbares Gebiet für die Sportwissenschaft.

Zitiervorschlag

Erlacher, Daniel. Motorisches Lernen im luziden Traum: Phänomenologische und experimentelle Betrachtungen. Universität Heidelberg, 2005, doi:10.11588/heidok.00005896.

Repository

archiv.ub.uni-heidelberg.de

Identifikatoren

urn:nbn:de:bsz:16-opus-58962

doi: 10.11588/heidok.00005896