Mechanismen der Theoriebildung in musiktheoretischen Darstellungswerken des 20. und 21. Jahrhunderts

Kontextualisierung, Analyse und Perspektive

Universität Paderborn

Oliver Kok

Oliver Kok hat Schulmusik, Geschichte, Musiktheorie/Tonsatz und Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Detmold, der Universität Bielefeld und der Universität Paderborn studiert. Nach dem ersten Staatsexamen in Musik und Geschichte folgte 2007 das künstlerische Diplom in Musiktheorie/Tonsatz an der HfM Detmold. Danach arbeitete Oliver Kok als wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter am musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn und der HfM Detmold. Nach dem Referendariat am Studienseminar Oberhausen trat Oliver Kok eine Stelle als Lehrer für Musik und Geschichte am Gymnasium am Stoppenberg in Essen an. Parallel zu seiner hauptamtlichen Tätigkeit am Gymnasium hat Oliver Kok im Jahre 2018 an der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Paderborn und am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn promoviert.

Auf einen?

Expertise

  • Musik
  • Musiktheorie
  • Geschichte

Interessant für

  • Musikinteressierte
  • Musikwissenschaftler
  • praktische Musiktheoretiker
  • Geschichtsinteressierte
Alberto Bigoni/Unsplash
Oliver Kok

Oliver Kok hat Schulmusik, Geschichte, Musiktheorie/Tonsatz und Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Detmold, der Universität Bielefeld und der Universität Paderborn studiert. Nach dem ersten Staatsexamen in Musik und Geschichte folgte 2007 das künstlerische Diplom in Musiktheorie/Tonsatz an der HfM Detmold. Danach arbeitete Oliver Kok als wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter am musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn und der HfM Detmold. Nach dem Referendariat am Studienseminar Oberhausen trat Oliver Kok eine Stelle als Lehrer für Musik und Geschichte am Gymnasium am Stoppenberg in Essen an. Parallel zu seiner hauptamtlichen Tätigkeit am Gymnasium hat Oliver Kok im Jahre 2018 an der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Paderborn und am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn promoviert.

Auf einen?

Expertise

  • Musik
  • Musiktheorie
  • Geschichte

Interessant für

  • Musikinteressierte
  • Musikwissenschaftler
  • praktische Musiktheoretiker
  • Geschichtsinteressierte

Interview

Arthur Höring
Redakteur

Auf welchem Weg hast du zu deinem Dissertationsthema gefunden, welches ja in gewisser Weise die vorherrschende musiktheoretische Prägung in Frage stellt?

Oliver Kok
schreibt…
Arthur Höring
Redakteur

Auf welchem Weg hast du zu deinem Dissertationsthema gefunden, welches ja in gewisser Weise die vorherrschende musiktheoretische Prägung in Frage stellt?

Oliver Kok
Doktorand

Ich habe mich schon im Lehramtsstudium gerne mit musiktheoretischen Fragen auseinandergesetzt und dieses Interesse dann im Musiktheorie- bzw. Tonsatzstudium vertieft. Es lag also nahe, dass sich meine Dissertation dann mit Fragen aus dem Bereich der Musiktheorie beschäftigen sollte. Mir ist aufgefallen, dass die Musiktheorie innerhalb der Musikwissenschaft kaum historisch betrachtet wird, sondern häufig unter systematischen Fragestellungen behandelt wird. So kam ich auf die Idee, musiktheoretische Lehrwerke unter historischen Aspekten zu beleuchten, um einen – aus meiner Sicht – neueren Zugang zur Musiktheorie für die wissenschaftliche Diskussion zu öffnen. In gewisser Weise verbinden sich hier also meine musikalischen und historischen Interessen.

Arthur Höring
Redakteur

Wie erklärst du dir, dass musiktheoretische Strömungen schon so lange unter der Schirmherrschaft des 19. Jahrhunderts verweilen?

Oliver Kok
Doktorand

Ich glaube, dass es dafür eine ganze Reihe von Gründen gibt. Es bestand wohl nach 1945 keine dringende Notwendigkeit, die theoretischen und philosophischen Prämissen des Faches eingehend zu überdenken – einfach weil die Gruppe derer, die sich mit musiktheoretischen Fragestellungen beschäftigte, recht übersichtlich war und die Überlegungen häufig auf einer praktischen Ebene verharrten. Auch die hauptsächliche institutionelle Verortung der Musiktheorie an den Musikhochschulen mag dabei eine gewisse Rolle gespielt haben, da Musikhochschulen naturgemäß die künstlerische Ausbildung im Fokus haben und sich nur am Rande mit geschichtswissenschaftlichen und historischen Fragen auseinandersetzen. Diese Tendenz ist glücklicherweise in den letzten Jahren durchbrochen worden, indem z. B. durch die Gründung von Fachgesellschaften die historische Verortung und Forschung viel Stärker in den Fokus gerückt wurde.

Arthur Höring
Redakteur

Ein Teil deiner Arbeit beschäftigt sich auch mit Digitalisierung. Wo liegen deiner Meinung nach die größten Reibungspunkte Digitales mit Lehren über Musik zusammenzubringen?

Oliver Kok
Doktorand

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass die Musiktheorie auch und gerade in ihrer praktischen Ausrichtung an dem fortschreitenden Prozess der Digitalisierung partizipiert. Dabei kann es nicht nur darum gehen den Computer „irgendwie“ in die musiktheoretische Auseinandersetzung einzubeziehen. Vielmehr sollte darüber nachgedacht werden, an welcher Stelle digitale Prozesse und Forschungsergebnisse das Instrumentarium der Musiktheorie substantiell erweitern können. Ich glaube daher, dass die größten Reibungspunkte darin liegen, nicht nur oberflächlich den Computer in den Unterricht zu integrieren, sondern dass das digitale Denken Teil der musiktheoretischen Auseinandersetzung wird.

Schlagworte

Theoriebildung, Harmonielehre, Musiktheorie, Geschichtlichkeit

Zusammenfassung

Die hier vorliegende Untersuchung hat sich zum Ziel gesetzt, die historisch-kulturellen Kontexte von Harmonielehren des 20. und 21. Jahrhunderts in den Blick zu nehmen. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Veröffentlichungen von Harmonielehren nicht abreißen, stellt sich die Frage warum auch am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts Lehrwerke veröffentlicht werden, die eine Musiksprache beschreiben, die spätestens mit dem Auftreten der Atonalität an ein vorläufiges Ende gekommen zu sein scheint. Von daher wird in der vorliegenden Untersuchung nach dem Bild von Musikgeschichte gefragt, das in den vorliegenden Lehrwerken übernommen oder vermittelt wird. Dabei wird von der These ausgegangen, dass auch und gerade der historisch-kulturelle Kontext das Denken über Musik – und somit auch die Theoriebildung über Musik – beeinflusst und prägt. Es zeigt sich, dass in den analysierten Lehrwerken des 20. und 21. Jahrhunderts ein Geschichtsbild erzeugt wird, das sich kaum von der Musikgeschichtsschreibung des ausgehenden 19. Jahrhunderts unterscheidet und somit die Implikationen einer teleologischen Geschichtsauffassung in die musiktheoretische Landschaft des 21. Jahrhunderts transferiert. In einem ersten Teil wird daher die Frage nach dem Aufkommen der Harmonielehre im 19. Jahrhundert gestellt. Grundlage dafür sind die Harmonielehren von Heinrich Schenker und Rudolf Louis/Ludwig Thuille. Dabei wird der Frage nachgegangen welches Bild von Musikgeschichte in diesen Lehrwerken erzeugt wird. Darüber hinaus werden die soziokulturellen Kontexte der Harmonielehren erläutert und auf diese Weise die Theoriebildung über Musik in einem größeren Zusammenhang verortet. Die Ergebnisse dieses ersten, ideologiekritisch angelegten Teils dienen als Grundlage für die Analyse aktueller Harmonielehren. Die Vorgehensweise ist dabei grundsätzlich ähnlich, indem zunächst nach dem Geschichtsbild der jeweiligen Harmonielehre gefragt wird, um im Anschluss daran die Mechanismen der Theoriebildung in den Blick zu nehmen. Der sich anschließende dritte Teil der Dissertation stellt die Frage nach der Perspektive für eine moderne Harmonielehre im 21. Jahrhundert. Dabei werden Ergebnisse, die aus der Analyse zeitgenössischer Harmonielehren hervorgegangen sind – und die neue Ansätze in der Theoriebildung über Musik erkennen lassen – als Grundlage für die Überlegungen genommen.

Zitiervorschlag

Oliver, Kok. Mechanismen der Theoriebildung in musiktheoretischen Darstellungswerken des 20. und 21. Jahrhunderts: Kontextualisierung, Analyse und Perspektive. Universität Paderborn, 2019, doi:10.17619/UNIPB/1-598.

Repository

digital.ub.uni-paderborn.de

Identifikatoren

urn:nbn:de:hbz:466:2-33552

doi: 10.17619/UNIPB/1-598