Promoviert beide. Gleichzeitig.

Zur kaputten Beziehung in zehn einfachen Schritten.
Victor Benard/Unsplash

Du suchst schon seit einer Weile nach einer eleganten Möglichkeit, deinen Partner zu verlassen und dabei auch noch intellektuell zu wirken? Dann ist die Promotionsphase eine wunderbare Gelegenheit, dich aus der Affäre zu ziehen. Wir zeigen dir, wie du deine Beziehung während der Promotion zerstörst.

Zieh an einen weit entfernten Ort

Der erste Schritt kann zugleich der effizienteste sein und bei kürzer andauernden Beziehungen zum schnellen Beziehungsende führen: Ziehe für die Promotionsstelle möglichst weit weg, ohne dich mit deinem Partner vorher zu besprechen. Von Meeresbiologen haben wir uns sagen lassen, dass Kapstadt tolle Forschungsmöglichkeiten bietet. Zur Not tut es aber auch Flensburg, wenn du vorher in Konstanz beheimatet warst.

Gib eure gemeinsamen Interessen auf

Ihr wart vorher oft gemeinsam Segeln, habt in einer Band zusammen gespielt oder seid gern ins Museum gegangen? Gemeinsame Hobbys sind dank der Promotion nun endlich Geschichte. Ab sofort zählt nur noch das eine!

Rede nur noch von deinem Thema. Oder nie.

Ja, klar. Dein Partner mag Stress im Büro oder sich mit der besten Freundin verkracht haben oder den Frust loswerden wollen, dass sein Lieblingshockeyverein verloren hat. Aber wichtig ist doch wirklich nur noch deine versaute Versuchsreihe, die Gliederung deiner Diss, oder dass deine Doktormutter eine Idiotin ist. Interessiere dich auf gar keinen Fall mehr für das, was in der Welt deines Freundes vor sich geht! Falls du zu den stilleren Zeitgenossinnen gehörst, reicht möglicherweise auch ein kontinuierliches „Ich will nicht darüber reden“, und der Partner bekommt verlässlich das Gefühl, dass du keine Lust mehr hast, mit ihm für dich wichtige Themen zu teilen.

Häng nur noch mit deinen neuen Kolleginnen herum

Das Gute an der Promotion ist, dass deine neuen Kolleginnen viel interessanter sind als deine alte Liebe. Sie haben spannende Lebensläufe, forschen über interessante Themen und betreiben außerdem eine kleine private Schnapsbrennerei in der hintersten Ecke des Labors. Falls deine Partnerin immer noch nicht vor Eifersucht im Dreieck springt und dir deine spannenden neuen Kontakte auch noch gönnt, gehe zu Eskalationsstufe zwei über: Vernachlässige nicht nur sie, sondern auch euren vorherigen gemeinsamen Freundeskreis. Wer ein Ziel unbedingt erreichen will, muss auf dem Weg Köpfe rollen lassen.

Lass deinen Partner deine geistige Überlegenheit spüren

Wir befinden uns langsam in der Mitte des Promotionsprozesses, und eins ist klar: Du wirst schlauer. Immer schlauer. Stelle diese geistige Überlegenheit möglichst schon bei der Diskussion tagespolitischer Themen beim Frühstück zur Schau. Abends ist eine gute Gelegenheit, den Partner mitleidig zu belächeln, wenn er von den Herausforderungen auf seiner Arbeit erzählt. Was weiß er schon von wahren intellektuellen Problemen, wo er doch nur eine läppische Masterarbeit über Schopenhauer geschrieben hat! Dieser Punkt lässt sich wunderbar mit Schritt 3 kombinieren, indem du ihn bei euren Gesprächen dauernd unterbrichst und auf deine Probleme zu sprechen kommst. Das i-Tüpfelchen ist der Schriftverkehr. Solltet ihr zusammenwohnen und ab und an gemeinsame Dokumente versenden müssen, stelle immer ein „Dr. cand.“ vor deinen Namen und zwinge deinen Freund dazu, sich als einfachen „M.A.“ auszuweisen.

Vergiss ihren Geburtstag

Wahlweise den ihrer Großmutter, ihres besten Freundes, ihrer Katze. Vergiss wichtige gemeinsame Termine. Oder hab wenigstens keine Zeit dafür, weil du den ganzen Tag im Büro sitzen und an deiner Promotion feilen musst. Das dürfte mittelfristig auch schon reichen.

Degradier deinen Freund zu deinem Butler

Jemand muss einkaufen, putzen, die Kinder abholen? Das bist ja mal ganz sicher nicht du. Denn du promovierst. Außerdem sind Partner doch dazu da, einander in schwierigen Phasen des Lebens zu stützen! Sollte dein Freund nicht ursprünglich zur servilen Sorte der Menschheit gehören, überhäufe ihn ruhig mit solchen Vorwürfen.

Lebe von ihrem Geld

Das mit dem Promotionsstipendium hat bei dir leider nicht geklappt, aber deshalb gibt es ja die „Bedarfsgemeinschaft“ in gemeinsamen Haushalten: Du hast Bedarf an Essen und Wohnen, und sie stillt ihn mit ihrem Job. Immerhin darf sie sich damit offiziell als Mäzenin deines Traktats fühlen. Auch hier finden sich, je nach Tiefe der Beziehung, verschiedene Ausbaustufen der Eskalation. Etwa, wenn die Promotion nicht wie geplant nach drei sondern erst nach sieben Jahren fertiggestellt wird. Oder du plötzlich täglich beim teuersten Italiener der Stadt isst, weil du über dem ganzen Schreiben nicht zum Kochen kommst und sie ja ebenfalls arbeiten muss. Täusche hier Verständnis vor, lade sie ins Restaurant ein und zahle dann die Rechnung von ihrem Geld. Aber Vorsicht: Denk immer daran, dass du die Beziehung ja ohnehin eigentlich beenden willst und dass du, falls dir das mit deinem Verhalten erfolgreich gelingt, möglicherweise plötzlich ohne finanzielle Unterstützung dastehst. Sichere dir deshalb schon mal vorsorglich das alte Kinderzimmer bei deinen Eltern, bevor sie es zum Arbeitszimmer umfunktionieren.

Mach eure gemeinsame Zukunft von dem Ende deiner Promotion abhängig

Bis hierher hast du es geschafft und dein Freund hat dich immer noch nicht verlassen? Er scheint ein harter Knochen zu sein. Probier es hiermit: Spricht er von einer gemeinsamen Weltreise, schiebe die Dissertation als Entschuldigung vor, dass du jetzt absolut noch nichts planen kannst. Oder mach ihm umgekehrt klar, dass, solltest du den Titel in der Tasche haben, wild entschlossen bist, dir eine lukrative Stelle an einem sehr fernen Ort zu suchen. Lass ihn in jedem Fall im Unklaren darüber, wo das sein könnte. Am Ende bereitet er sich noch vor. Oder such dir wenigstens einen Ort aus, an dem er mit seiner Qualifikation auf gar keinen Fall arbeiten kann: Wer braucht schon einen Heizungsinstallateur in Palm Springs? Ein täglicher Wechsel, was deine künftigen Pläne betrifft, kann ebenfalls in diesem Stadium zum raschen Beziehungsende führen: Am Montag wünschst du dir Familie. Am Dienstag lieber keine mehr. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und alle Wege führen nach Rom.

Promoviert beide. Gleichzeitig.

Und treibt euch damit gegenseitig in den Wahnsinn.