„Manchmal reicht ein Gespräch“

Wie kommt man zu einer guten Forschungsfrage? Wir haben einen erfahrenen Promotionsbetreuer gefragt.
Diego PH/Unsplash

Thomas Weiß leitet an der Uni Jena ein Labor für Schmerzforschung. Von der Deutschen Gesellschaft für Psychophysiologie und ihre Anwendungen wurde er 2010 als bester Doktorvater gewürdigt.

 

Kristina Moorehead
Freie Autorin

Herr Professor Weiß, was würden Sie Doktoranden raten, die auf der Suche nach einem geeigneten Thema sind?

Thomas Weiß
Interviewpartner

Angehende Doktoranden sollten an vorderster Stelle überlegen, was sie selber interessiert. Man ist dann besser motiviert und erbringt in der Regel auch eine bessere Leistung. Das Leben ist zu kurz, um sich mit Dingen zu beschäftigen, die einem keinen Spaß machen.

Das engt das weite Feld spannender Themen aber nur bedingt ein. Was hilft noch bei der Entscheidung?

Wenn die Auswahl groß ist, dann kommt es auch darauf an, was die Doktoranden für ihre Zukunft planen: Wenn man nicht zwingend auf eine akademische Karriere abzielt, bleibt die Wahlfreiheit groß, der Druck insgesamt kleiner. Wenn man eine akademische Karriere anstrebt, ist die Lage anders. Da sollte man versuchen, in eine exzellente Forschungsgruppe zu kommen, und danach richtet sich dann auch das Thema.

Wie finden Doktorandin und Promotionsthema zueinander?

Im Prinzip gibt es drei Wege zum Promotionsthema: Entweder steht das Thema – beispielsweise wie bei einem Drittelmittelprojekt – schon fest. Da gibt es nicht viele Diskussionen. Es ist klar, was gemacht werden muss. Oder man ist gleich in der Anfangsphase eines solches Projektes mit dabei und kann Einfluss darauf nehmen, was vorgeschlagen wird. Da muss man dann aber auch Zeit mitbringen, denn bis die Projekte bewilligt sind, dauert es in der Regel. Der dritte Weg ist der über die Eigeninitiative. Das ist aus meiner Sicht auch immer ein sehr guter Weg.

Wann nehmen Sie denn einen Doktoranden an, der sich bei Ihnen mit einem Thema vorstellt?

Ich nehme ein Thema gerne an, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand hochmotiviert ist, die Fragestellung inhaltlich spannend ist, noch nicht bearbeitet wurde, wir das methodisch bereichern können und gerade die Ressourcen zur Verfügung haben. Und ganz wichtig: Das Thema darf nicht zu weit von meinem Spezialgebiet weg sein. Ich möchte als Betreuer auch betreuen und Input geben können. 

Was raten Sie Doktoranden, die mit ihrem Thema hadern?

Sie sollten möglichst schnell ein klärendes Gespräch mit dem Betreuer suchen. Die Rückkopplung und der Kontakt sind wichtig. Der Betreuer steht länger im Feld und kann helfen. Sonst bleiben Doktoranden auch häufig bei kleineren Problemen hängen, wälzen wochenlang Literatur, bevor sie etwas diskutieren. Dabei reicht manchmal ein Gespräch, und schon geht es weiter.

Und haben Sie noch einen letzten Tipp für angehende Doktoranden auf Themensuche?

Sie sollten sich keine Illusionen machen: Ein Plan im Voraus ist wichtig, aber es ist auch sinnvoll sich zu verdeutlichen, dass nicht immer alles klappt. Man sollte also auch einen Plan B für den Fall haben, dass die Experimente oder die Versuchsanordnung nicht funktionieren. Ansonsten kann ihnen nur ans Herzen legen, nicht zu viel Ehrfurcht vor den Betreuern zu haben. Das hindert manchmal daran, Probleme zu erkennen und diese zu beseitigen. Die meisten Betreuer sind bemüht, dass auch die Doktoranden vorankommen und sich wohl fühlen. Sie sind am Ende auch nur Menschen.