Die große Vermessung

Eine neue Studie will herausfinden, was Deutschlands Promovierende bewegt.
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Um Promovierende zu unterstützen, brauchen Hochschulen und Politik verlässliche Informationen: Sie müssen verstehen, was Promovieren in Deutschland bedeutet. Das war bislang gar nicht so einfach. Lange Zeit war sogar unklar, wie viele Menschen hierzulande überhaupt promovieren. Das Statistische Bundesamt spricht von 196.200 Personen im Wintersemester 2014/15. Erst die neuerdings eingeführte Promovierendenstatistik ermöglicht diese einigermaßen verlässliche Zahl.

Seit gut einem Jahr sind die Hochschulen verpflichtet, zu dokumentieren, wer bei ihnen promoviert – und das ist in den vielfach sehr dezentral organisierten Einrichtungen oft gar nicht so einfach. Durch diese Angaben sind darüber hinaus erstmals auch Informationen über die Verteilung auf Fachbereiche, Geschlecht, Promotionsdauer und einige weitere Merkmale der in Deutschland promovierenden Menschen verfügbar.

Das ist ein großer Fortschritt. Für ein umfassendes Bild der Promotionslandschaft in Deutschland fehlt aber noch eine andere Perspektive als die der zentralen Hochschulverwaltungen, die diese Zahlen erfassen: nämlich die der Promovierenden selbst.

  • Mit welcher Motivation promovieren sie?
  • Welche beruflichen Ziele stehen dahinter – Wissenschaft oder Wirtschaft oder etwas ganz anderes?
  • Wie promoviert man in Deutschland – strukturiert, kumulativ, alleine, im Labor, in einem Atelier?
  • Wie nehmen Promovierende ihre Betreuung wahr, wie finanzieren sie sich, welchen Beschäftigungen gehen sie in dieser Zeit nach?
  • Folgen all diese Entscheidungen strategischen Erwägungen?
  • Und schließlich: Was wird eigentlich aus denjenigen, die promoviert haben?

Um all das herauszufinden, müssen Promovierende gefragt werden: der Musikwissenschaftler ebenso wie die Chemikerin, der Stipendiat und die wissenschaftliche Mitarbeiterin – möglichst viele also, um die ganze Bandbreite von Promotionen in Deutschland einzufangen. Außerdem lassen sich viele dieser Fragen nur im Verlauf, also durch die Promotions- und Postdocphase begleitende, regelmäßige Befragungen beantworten.

Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) beginnt daher in Kooperation mit über 50 Hochschulen eine großangelegte Längsschnittstudie über Promovierende und Promovierte: die National Academics Panel Study, kurz Nacaps. Der 18. Februar ist der Startschuss für die erste Befragung. Mehr als 90.000 Promovierende werden eingeladen, einen Online-Fragebogen zu beantworten. Bis Mitte April haben sie dazu Gelegenheit.

Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet: von Hochschul- und Wissenschaftsforschern, Graduiertenzentren, politischen Entscheidungsträgerinnen und der interessierten Öffentlichkeit. Den Promovierenden selbst werden sie – so hoffen wir beim DZHW – eine spannende Außenperspektive auf die eigene Statusgruppe bieten und letztlich dazu beitragen, Transparenz zu schaffen. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Rahmenbedingungen der Promotion verbessern zu können.

Das Ausfüllen des Fragebogens dauert 20 bis 30 Minuten. Mehr Informationen unter www.nacaps.de.